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Mehrgeschossbau in Holz das Dantebad in München

Hoch in Holz

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04.07.2022   |   St. Johann-Lonsingen   |   Deutschland

  • Dr. Stefan Bockel, Marktsegmentmanager bei WEINMANN
  • Seit Januar 2022 ist das Dantebad II in München nach nur 15-monatiger Bauzeit fertiggestellt.
  • Terhalle – Neubau Studentenwohnungen in Hannover Bildquelle: Sigrud Steinprinz/ ACMS Architekten GmbH

Ein- und Zweifamilienhäuser in Holzbauweise sind eine feste Größe im Markt geworden, die stetig wächst und zunehmend Marktanteile des konventionellen Bauens mit Stahl und Zement gewinnt. Eine steigende Nachfrage nach Wohnraum in Ballungszentren und gleichzeitige steigende Preise für Material und Grund lassen Bauvorhaben zunehmend in die Höhe wandern. 
Dr. Stefan Bockel, Marktsegmentmanager bei WEINMANN, gibt einen Einblick in den mehrgeschossigen Holzbau. 


Herr Dr. Bockel, wie würden Sie den Mehrgeschossbau beschreiben? 


Unter mehrgeschossigem Holzbau verstehen wir Bauten, die in die Gebäudeklassen 3, 4 und 5 reichen. Diese „Hochhäuser“ aus Holz nehmen stetig zu und regelmäßig übertreffen sich Nachrichten über das höchste Holzhaus einer Region. Das Mjosternet in Norwegen oder das HoHo Wien seien hier nur beispielhaft genannt. Auch wenn die Gesamtzahl der gefertigten Gebäude in Deutschland sicher deutlich unter 100 liegen wird, so etabliert sich der mehrgeschossige Holzbau mehr und mehr als festes Segment einiger Hersteller.


Welche besonderen Anforderungen werden an Materialien und Bauweisen gestellt?

 
Hochhäuser in den Gebäudeklassen 4 und 5 obliegen besonders hohen Anforderungen an den Brand- und Schallschutz. In diesen Gebäudetypen kommen häufig Komposite aus verschiedenen Materialien in Massivholz- oder Holzrahmenbauweise, zum Teil auch hybride Konstrukte in Kombination mit Stahlbeton, vor. Idealerweise werden hier Materialien entsprechend ihrer Eigenschaft optimal eingesetzt. Dies ermöglicht nicht nur ein optimales Ausschöpfen des Holzbaupotentials, sondern schont ebenso wertvolle Ressourcen. 


Wie unterscheidet sich der mehrgeschossige Holzbau vom klassischen Einfamilienbau im Hinblick auf Planung, Produktion und Durchführung? 


Die baulichen Anforderungen an mehrgeschossige Bauten sind in der Regel deutlich höher. Hieraus ergibt sich ein größerer Aufwand bei der Berücksichtigung baurechtlicher Anforderungen sowie beim Planungsprozess. In der Produktion sind die benötigten Elemente meist vielschichtiger aufgebaut als im klassischen Einfamilienbau. Naturgemäß bieten sich diese Elemente besonders dafür an, möglichst automatisiert im Werk vorgefertigt zu werden. Dies gilt auch für Brettsperrholzelemente und deren möglichst hohe Vorfertigung. In der Durchführung ist es sicherlich wichtig, die logistische Herausforderung eines großen Bauvorhabens nicht zu unterschätzen. Sowohl von den eigenen Kapazitäten des Lagers als auch der Abfolge und Geschwindigkeit auf der Baustelle übertrifft die Durchführung eines mehrgeschossigen Baus den des Einfamilienhauses. 


Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie in diesem Bereich speziell für Handwerksbetriebe? 


Neben den Herausforderungen langfristiger Genehmigungsverfahren, der Verantwortung (beispielsweise, wenn der Holzbaubetrieb als Generalunternehmer auftritt) sowie der Materialverfügbarkeit oder kurzfristiger Preiserhöhungen, stehen auch zahlreiche Potentiale für den Betrieb. Bei homogenen Gebäuden kann die Arbeitsvorbereitung Skaleneffekte erreichen und ferner nimmt die Variabilität durch häufig wechselnde Bauvorhaben ab.  Abseits der Projektleitung bietet sich auch die Zulieferung von Elementen für mittelständische Betriebe an, um im mehrgeschossigen Bau aktiv zu sein oder zu werden. 
Durch Großprojekte mit hoher Wertschöpfung kann der Betrieb weitere Subunternehmer beschäftigen und seine allgemeine Wertschöpfung steigern. Hinzu kommt, dass eine Weiterentwicklung im Kontext der Automatisierung den allgegenwärtigen Fachkräftemangel kompensieren kann. 


Wie sieht die Zukunft des Mehrgeschossbaus aus? 


Die Ausgangssituation für den mehrgeschossigen Holzbau ist bereits sehr gut. Es mangelt nicht an gesellschaftlichem oder politischem Willen. Jedoch bedarf es Anpassungen regionaler Bauvorschriften und einen Ausbau der „Hochhäuser“, damit der mehrgeschossige Bau auch flächendeckend Einzug hält. Die Weichen sind gestellt. Nun bleibt es interessant, wie sich die „Holzhochhäuser“ weiterentwickeln. Fest steht – es geht hoch hinaus! 

 

Terhalle – Neubau Studentenwohnungen in Hannover

184 neue Wohnheimplätze sowie neue Lern- und Arbeitsräume im Erdgeschoss wurden für Studierende der Leibniz Universität für das Studentenwerk in Hannover geschaffen. Die Unternehmensgruppe Terhalle aus Ahaus fertigte, lieferte und montierte hierbei die Holzrahmenbauwände mit einer Wandfläche von 3.097 m², die Fassade aus Lärche mit einer Vergrauungslasur, 266 Holzfenster, vier Haustüren und zwei Notausstiegsfenster. Alle drei Komponenten wurden im eigenen Werk vorgefertigt und im Anschluss nach Hannover transportiert. Die geschlossene Gebäudehülle wurde vor Ort in einem Zug montiert.

Huber & Sohn – Dantebad II München

Seit Januar 2022 ist das Dantebad II in München nach nur 15-monatiger Bauzeit fertiggestellt. Der 5-Geschosser mit 4 Wohngeschossen wurde in Holz-Hybridbauweise errichtet und bietet mit seinen 8.200 m² Platz für 144 Wohnungen. In 18 Wochen Arbeitszeit wurden die vier Holzgeschosse aus werksvorgefertigten Flächenelementen erstellt. Grundgedanke dieses Projekts ist der Wohnungsbau in urbaner Nachverdichtung auf bereits versiegelter Fläche.

„Naturgemäß bieten sich diese Elemente besonders dafür an, möglichst automatisiert im Werk vorgefertigt zu werden.“

Dr. Stefan Bockel, Marktsegmentmanager bei WEINMANN

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