Mut zum Risiko

15.04.2022   |   Elchesheim-Illingen   |   Deutschland

Um die Jahrtausendwende arbeiten Benjamin Löw und Thorsten Breidenbach im badischen Ettlingen – Löw ist Lehrling, Breidenbach sein Altgeselle. Immer wieder scherzen die beiden: „Irgendwann machen wir uns selbstständig.“ Dann bricht Benjamin Löw für ein Jahr nach Australien auf, studiert anschließend Holzbau und Ausbau in Rosenheim, macht seinen Meister und landet 2009 als Betriebsleiter wieder im Badischen. Doch der Bürojob ist nichts für ihn, er möchte wieder an die Maschine. Also ruft er seinen alten Weggefährten an, um ihn an das vor Jahren im Spaß gegebene Versprechen zu erinnern. Thorsten Breidenbach, mittlerweile Meister, Projektleiter und Vater, zögert eine Weile, doch irgendwann willigt er ein.

2011 werden sie ihre eigenen Chefs. Sie mieten sich in eine Werkstatt ein, lassen sich die Teile liefern und fertigen ihre Möbel. Doch der Lieferant kann die Qualität nicht halten. Zeit für eine eigene WEEKE-CNC – der Platz dafür fehlt, doch Benjamin Löw kauft sie trotzdem. Die zwei Schreinermeister finden eine kleine Halle, produzieren dank Bearbeitungszentrum deutlich effektiver und stellen bald den ersten Mitarbeiter ein. Es folgt der erste Lehrling und der nächste Umzug innerhalb von Karlsruhe. Doch Kante, Plattenaufteilsäge und 5-Achs-CNC brauchen Platz, der bald wieder knapp wird. 2016 finden die Jungunternehmer ihren jetzigen Standort 20 Kilometer südlich der Fächerstadt. Alle mittlerweile 15 Mitarbeitenden bleiben an Bord und ziehen mit um. Eine Tatsache, die nicht selbstverständlich ist und den Inhabern entsprechend viel bedeutet.

Herausforderungen sind willkommen

Gemeinsam mit ihrem Team sind Löw und Breidenbach heute im Messebau ebenso zu Hause wie im gehobenen Möbel- und Innenausbau. Dabei heben sie sich durch mehrere Dinge vom Markt ab: hohe Flexibilität, starke Planungskompetenz, enormen Technologiefokus und den Mut, Herausforderungen anzunehmen. Von der Stange kommt hier nichts, erst wenn es anspruchsvoll wird, blüht die Truppe richtig auf. Zum Beispiel, wenn Corian zum Einsatz kommt.

Für die meisten Tischler und Kunden ist die Kombination aus Mineralwerkstoff und Holz nichts Alltägliches – für Benjamin Löw schon. In gewisser Weise ist es seine Leidenschaft. Neben mehr oder weniger klassischen Formen wie Designwaschtischen und Eingangstheken für Arztpraxen setzt das Team auch außergewöhnliche Projekte um. Zuletzt zum Beispiel einen imposanten Küchenblock mit triangulierten Flächen. Der sieht nicht nur atemberaubend aus, sondern lässt vielen Spezialisten auch die Luft wegbleiben, wenn sie an die Bearbeitung denken. Ohne ist die nämlich nicht. Doch wie bereits erwähnt: Herausforderungen sind ein gern gesehener Gast in Elchesheim-Illingen.

Mit dem richtigen Sägen-Makro von HOMAG-Mann Kai Friebe sind auch solche Flächen in der Zwischenzeit kein Hindernis mehr. Mittlerweile kommen viele Kollegen aus der Region zu Benjamin Löw, wenn es in Sachen CNC und 5-Achs-Bearbeitung richtig knifflig wird oder sie Fragen zur Verarbeitung von Corian haben. 

Eine Maschine kaufen, ohne überhaupt eine Halle zu haben, Werkstoffe verarbeiten, von denen viele lieber die Finger lassen und Projekte annehmen, an denen man stark wachsen oder krachend scheitern kann – all das erfordert eine gewisse Risikobereitschaft und vor allem Mut. Diese Eigenschaft eint Benjamin Löw und Thorsten Breidenbach. Aber es gibt auch Unterschiede.

Unterschiedliche Charaktere: Ein Ziel

Benjamin Löw experimentiert gerne – mit Werkstoffen, mit Programmen, aber auch mit Bearbeitungsverfahren. In der Schreinerei steht unter anderem ein Laser zur Kunststoffbearbeitung, eher ungewöhnlich für einen holzverarbeitenden Betrieb. So testet der Tischlermeister die Grenzen aus. Und falls er dabei übers Ziel hinausschießt, fängt ihn sein Partner wieder ein. Thorsten Breidenbach ist, wenn man so will, die Stimme der Vernunft im Betrieb. Doch er hat noch ein weiteres Steckenpferd: Bäder. Hier kommt nicht nur seine jahrzehntelange Erfahrung, sondern auch seine Kompetenz in puncto digitale Visualisierung und digitales Aufmaß zum Tragen.

Löw Breidenbach liefert nämlich nicht nur Waschtisch und Badschränkchen, sondern auch die Koordination der Gewerke. Diesen Weg möchten die beiden mit ihrem Team konsequent weiterverfolgen. Auch darum arbeitet mittlerweile ein Architekt im Betrieb. So möchten sich die Badener verstärkt um gewerkübergreifende Projekte kümmern, dabei die Gesamtplanung übernehmen und ihrer Kundschaft so ganzheitliche Raumkonzepte bieten. Doch reine Zukunftsmusik ist das nicht. Bereits 2018 konnte das Pilotprojekt erfolgreich realisiert werden – ein Zahntechniklabor. Neben Bauleitung und -betreuung zeichnete das Team auch für Trockenbau, Elektronik, Beleuchtung und Sanitär verantwortlich. Weitere Aufträge können also kommen, genau wie eine passende Ausstellungsfläche und neue Büroräume. Große Pläne, bei denen auch HOMAG-Maschinen eine Rolle spielen.

Technisch vorne bleiben

Um an Herausforderungen und grundsätzlich wachsen zu können, das ist beiden Gründern schnell klar, braucht es die richtige Technik. Dabei vertrauen sie auf HOMAG. Aber nicht nur im Bereich der Maschinentechnik, sondern auch bei digitalen Lösungen. Auch hier will Benjamin Löw neue Wege gehen, um Stillstand zu verhindern. Darum testet die Schreinerei häufig die digitalen HOMAG-Prototypen und unterstützt dadurch die Weiterentwicklung der digitalen Produktpalette – wie zum Beispiel beim Kantenband-Management. 

Auch in Zukunft möchten Löw Breidenbach am Puls der Zeit bleiben – den Mut dafür haben sie ohne Zweifel.